Rückblick auf das SFAA Campus Seminar "Goals-based Investing" vom 17. Mai 2022 in Zürich
- David J. Strebel
- 24. Mai 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Okt. 2022
Das Anlagegeschäft, insbesondere das Private Banking mit den Segmenten Affluent und HNW wird einem verstärkten Wandel ausgesetzt sein. Die führenden Beratungsunternehmen der Branchen gehen davon aus, dass das sich verändernde Kommunikations- und Konsumverhalten, der sich verstärkende Wettbewerb und das herausfordernde Makroumfeld disruptive Auswirkungen auf Anleger und Beraterinnen haben werden (siehe auch meinen Blog-Beitrag hier vom 28. Oktober 2021"Goal Based What? It's Digitalization, stupid!").
Die Verbesserung des Beratungserlebnisses und der Anlageresultate per se sind zwingend für den nachhaltigen Erfolg in der Zukunft. Ein kompromisslos auf den Kunden und seine Ziele und Bedürfnisse ausgerichteter Beratungsprozess und entsprechendes Beraterverhalten sind unabdingbar. Sich von ihrer Hausbank emanzipierende und zunehmend selektive Kunden erhöhen den Druck. Leider werden heute vielerorts die Rollen des Finanzberaters und des Asset/Portfolio Managers noch vermischt (ganz zu schweigen von Kundenberatungen, die immer noch auf den Verkauf von Finanzprodukten und Steigerung der Börsenumsätze setzen). Es scheint aber, dass die Einsicht zum Besseren reift, zumindest bei den Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer - bei allerdings noch hoher Heterogenität der Antworten. Sie rangierten auf die Frage "Wie schafft ein Berater Mehrwert für die Kundin?" die vorgegebenen Antworten wie folgt.

Die Studienergebnisse über den Wert der Beratung durch Vanguard und Morningstar widerspiegeln sich im Ranking nur bedingt.
Das Ziel des Seminars war, die theoretischen Grundlagen von Goal Based Investing zu vermitteln und die aktuelle Anwendung anhand drei praktischer Beispiele zu zeigen. Goal Based Investing (oder Zielbasiert Investieren) ist keine Modeerscheinung oder ein kurzfristiges Marketingthema, sondern ein ernsthafter Ansatz, wie kunden- und zielgerichtetes Wealth Management systematisch erfolgen kann. Es bringt die Disziplinen der Portfolio Theorie (Portfolio-Optimierung), Behavioral Finance (Präsentation und Darstellung von Risiken), Finanzplanung ("Family Balanced Sheet" inklusive implizites Vermögen bzw. implizite Verpflichtungen) und die Power der Digitalisierung unter einem Dach zusammen. Deshalb habe ich sieben Maturitätsstufen von Goal Based Investing präsentiert:

Im zweiten Teil der Veranstaltung wandten wir uns der Anwendung von GBI bei ausgewählten Anbietern zu. Sandro Romano von der Thurgauer Kantonalbank präsentierte das seit rund zwei Jahren angewendete "Zielbasiertes Investieren" der TKB anhand eines einfachen Beispieles. Die dazu verwendete Methodik und die Applikation wurde zusammen mit swissQuant Group AG entwickelt, welche mittlerweile auch von anderen Instituten in der Schweiz und im Ausland lizensiert wurde. Die Lösung scheint bestechend einfach, trotz anspruchsvollen stochastischen Methoden und einer individuellen Optimierung. Eingebettet ist es in eine ganzheitliche Beratungs-Suite. Pascal Gisclon von 3rd eyes analytics AG demonstrierte anhand ihrer Applikation, wie der vollständige (Anlage)Beratungsprozess systemunterstützt durchgeführt wird und durch die grosse Transparenz und nachvollziehbare Systematik zu einem neuen Beratungserlebnis führt. Die Lösung zeichnet auch aus, dass Nachhaltigkeit und vor allem die CO2-Problematik auf Portfolioebene explizit und leicht verständlich thematisiert wird. Reiner Gschwend und Cedric Zeller von UBS AG präsentierten den Ansatz der 3L-Zielstrukturierung (Liquidity, Longevity, Legacy) und wie die Teilvermögen bzw. Portfolios darauf ausgerichtet werden. Wie auch die TKB/swissQuant und 3rd eyes berechnet UBS die Wahrscheinlichkeiten der Zielerreichung (oder deren Verfehlung). Sie alle adressieren also ein Kernmerkmal von Goal Based Investing: das Verständnis, dass das relevante Risiko nicht in der Volatilität besteht, sondern in der Gefahr, das individuell gesetzte Ziel zu verfehlen. Ernsthaftes GBI/ZBI basiert also auf einer expliziten Zieldiskussion, einer (zumindest groben) Finanzplanung und Bildung von Teilvermögen, für welche dedizierte Anlagestrategien formuliert und verfolgt werden.
Wenn Sie nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnten: Wir bieten auch individuelle Einführungen, Workshops oder Anlässe zum Thema Beratungsprozess, Goal Based Investing und hybride Beratung an. Bitte kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Gespräch.
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